Ein lebenswertes Zuhause für Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und Co

Das Haus der Nachhaltigkeit versteht sich als ein Infozentrum im Biosphärenreservat Pfälzerwald, das eine Orientierung zu einem nachhaltigen Lebensstil geben will. Ein Ansatz dazu ist es, im eigenen Verantwortungsbereich vorbildlich zu handeln und Ideen zum Nachmachen anzubieten.

Seit der Eröffnung der Einrichtung im Jahre 2005 spielte der Insektenschutz eine wichtige Rolle. Viele Maßnahmen in der Umfeldgestaltung, aber auch handlungsorientierte Veranstaltungen und Angebote zielten darauf ab, Schmetterlingen, Wildbienen, Käfern und anderen Spezies aus dem Insektenreich einen möglichst abwechslungsreichen und vielfältigen Lebensraum zu bieten.

 

 

Naturnahe Magerwiese

Das Haus der Nachhaltigkeit wird von einem mit Hackschnitzeln befestigten Rundweg umgeben. Außerhalb dieses Pfades gibt es eine der natürlichen Dynamik überlassene Wiese. Sie wird nur ein Mal pro Jahr gemäht, um den Aufwuchs von Gehölzen zu verhindern. Von Zeit zu Zeit ist dieser Bereich für einige Wochen im Jahr vorübergehende Heimat für Schafe und Rinder, die dort weiden. Hier befindet sich auch ein Insektenhotel, durch das Anregungen gegeben werden, wie man mit einfachen Mitteln auch im heimischen Garten oder sogar auf dem Balkon Nistmöglichkeiten und Unterschlupfe für solitäre Bienen, Florfliegen und die nützlichen Ohrwürmer schaffen kann.

Der Bereich innerhalb des Rundweges wird bewusst regelmäßig gemäht. Die Menschen sollen es sehen: hier der fast leblose „Fußball-Rasen“ und auf der anderen Seite des Weges krabbelt, summt und wuselt es inmitten einer blühenden Wiese.

 

Streuobstwiese

Insgesamt zwölf Bäume alter Streuobstsorten wachsen rund um unser Infozentrum. Sie sollen bei uns eher symbolisch auf den Artenreichtum dieser extensiven Form der Landnutzung um die Dörfer im Pfälzerwald hinweisen. Die Bäume bzw. deren Früchte tragen so liebliche Namen wie „Grasblümchen“, „Herrgottsapfel“ und „Roter Bellefleur“ oder verweisen, wie der „Leistadter Rotapfel“, auf ihre ehemals vor allem lokale Bedeutung. Im Frühjahr erfreuen sie uns Mensch mit ihren Blüten und die Insektenwelt mit reichlich Nektar und Pollen. Im Herbst verschenken wir diese besondere Ernte an unsere Gäste.

 

Kräutergarten

Auf der westlichen Seite unserer Einrichtung wurde ein Ziergarten angelegt, der von einer Hainbuch-Hecke umgeben ist. Er versteht sich als lebendige Alternative zu dem aktuellen Trend der ökologisch toten „Steingärten“. Unsere Besucher*innen informieren sich dort gerne darüber, wie man um sein eigenes Haus mit einheimischen Wildkräutern und Sträuchern und deren Zuchtformen ein schmuckes Stückchen biologische Vielfalt schaffen kann. Eine solche Anlage kommt ganz ohne Pestizide aus, ist ein Eldorado für die Insektenwelt und zieht dadurch auch Vögel an, die hier eine wichtige Nahrungsquelle zur Aufzucht ihrer Brut finden. Im Kräutergarten haben zwei Bienenvölker eine Bleibe gefunden. Sie sammeln den Bioland-zertifizierten „Johanniskreuzer Blütenhonig“, den man in unserem Pfälzer Waldladen kaufen kann.
 

 

Hecken und Zäune

Wer auf eine möglichst naturnahe Einfriedung seines Grundstücks Wert legt, findet auf dem Gelände des Johanniskreuzer Infozentrums eine Menge Anregungen. An der Grenze zur B48, die das Wiesengelände tangiert, steht ein völlig unbehandelter Staketenzaun aus Holzspältern einer Charakterbaumart des Pfälzerwaldes: Die Edelkastanie hat ein sehr witterungsbeständiges Holz. Wespen raspeln hier feine Holzspäne herunter und bauen daraus ihre Kartonnester.
Vor dem festen Zaun wurde aus heimischen Sträuchern und niederen Bäumen eine vielfältige Hecke gepflanzt. Sie muss alle paar Jahre und abschnittsweise zurückgeschnitten werden, um nicht zu einem Problem für den Straßenverkehr zu werden. Das dabei anfallende Schnittgut wird nach Art der Benjes-Hecke in Wällen auf die unbepflanzten Stellen abgelegt. Zwischen diesem Totholz entsteht ein ganz eigener Lebensraum für Insekten und Vögel.

 

Teich

Libellen, Wasserläufer, Rückenschwimmer, Gelbrandkäfer und andere wassergebundene Insekten kann man beobachten, wenn man sich auf unserer Terrasse oder am Rand unseres Teiches ein wenig geduldet. An manchen Tagen im Sommer flirrt die Luft über der Oberfläche nur so. Unsere Bienen, aber auch Bachstelzen, Mehlschwalben und Fledermäuse freut`s. Finden sie an dieser Wasserfläche nicht nur Kühlung, sondern auch reichlich Futter für sich und ihre Nachkommen.

 

Außenbeleuchtung

„Staubsaugereffekt“ nennt man das Phänomen, wenn Myriaden von Insekten nachts von künstlichen Lichtquellen angezogen werden, dort direkt verbrennen oder durch das ewige Schwirren vor Erschöpfung sterben. Das Haus der Nachhaltigkeit hat deshalb seine Beleuchtung entweder ganz abgeschaltet oder umgerüstet. Musterleuchten auf dem Mitarbeiterparkplatz zeigen den heutigen Standard für Straßenlaternen und öffentliche Plätze (LED-Leuchten > 4.000 Kelvin), aber auch die besonders insektenfreundlichen Leuchtmittel (Natriumdampflampe und Bat- oder Amber-Light) im Vergleich.
 

 

Freiflächen, Fassade und Dach

Jeder der schon mal gebaut und dabei Erde bewegt hat, kennt das Problem. Am Ende bleiben Rohböden übrig und es stellt sich die Frage: Wie damit umgehen? Unternimmt man nichts, stellt sich eine natürliche Krautflora ein. Will man dies aber nicht dem Zufall überlassen, die Entwicklung ein wenig beschleunigen und dabei auch etwas für den Insektenschutz bewirken, dann kommt die Einsaat einer mehrjährigen Blühmischung infrage. Welches Bild dieses Verfahren ergibt, kann man auf dem Spielplatz der Generationen bei uns am Infozentrum erleben. Anstelle einer an sich schon naturnahen Abdeckung der freien Flächen mit Hackschnitzel hat man sich hier an den Empfehlungen der Initiative „Blühende Landschaften“ orientiert und wilde Blumen gesät.

Auf unserem Dach kann man sich über die Begrünung solcher Flächen informieren, die durch ein Bauwerk verloren gehen, ein Stück weit für die Insektenwelt aber wieder zurückgewonnen werden können.

An unseren großen Glasfassaden wächst ein wilder Wein. Er symbolisiert die Weinanbauflächen des Biosphärenreservats, spendet Schatten und Kühle, verfärbt sich im Spätsommer wunderbar Rot und deckt Bienen zur Zeit der sommerlichen Blüte einen reichen Tisch. Da hat sich schon so mancher Gast verwundert umgeschaut und gefragt, wo denn das Summen und Brummen herkommt.

 

Veranstaltungen und Initiativen

Im Frühjahr, Sommer und Herbst bietet unser Infozentrum Veranstaltungen an, bei denen wir dazu anregen wollen, sich mit der eigenen Gartengestaltung und damit indirekt auch mit der Schaffung von Lebens- und Nahrungsraum für Insekten zu beschäftigen. Hier eine Auswahl jährlich wiederkehrender Termine:

April
Privatleute handeln bei unserer Pflanzenbörse ihre Gartenpflanzen. Das Haus der Nachhaltigkeit gibt heimische Straucharten gegen kleine Spende ab und sammelt damit Mittel zum Ankauf von Klima-Linden (siehe unten).

Mai
In Anlehnung an den Weltbienentag (20. Mai) wird ein Infotag zur Honigbiene veranstaltet, bei dem unter anderem der „Johanniskreuzer Blütenhonig“ live geschleudert und verkostet wird.

Juni/Juli
Beim Kinderferienprogramm, das bei uns immer in den ersten beiden Wochen der Sommerferien in Rheinland-Pfalz stattfindet, werden Behausungen für Wildbienen, Florfliegen und Co gebastelt.

November
Gemeinden und Städte im Biosphärenreservat, die sich für einen nachhaltigen Lebensstil und eine Verbesserung der ökologischen Situation engagieren, können vom Haus der Nachhaltigkeit eine sogenannte „Klima-Linde“ geschenkt bekommen. Sie finanziert sich aus Spendengeldern der Pflanzenbörse (siehe oben) und soll an markanten Stellen im jeweiligen Ort an die Verantwortung von uns Menschen im Klimawandel ermahnen.